22.04.2016 | S aus H

„Ich komm vorbei und hack dir den Kopf ab!“

Ich habe ein fahrerlaubnisrechtliches Überprüfungsverfahren gegen einen Betroffenen eingeleitet, der mit Kokain von der Polizei erwischt wurde. Gegenüber den Beamten gab er an, seit drei Jahren täglich Kokain zu konsumieren. Da sich dieses Konsumverhalten leider nicht mit dem Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis verträgt, habe ich den Betroffenen schriftlich aufgefordert, eine Blut- und Urinprobe bei der Rechtsmedizin abzugeben, um sein tatsächliches Konsumverhalten zu ermitteln.

 

Ich erhielt daraufhin mehrere Drohanrufe von dem Betroffenen. Er kündigte darin an, irgendwann bei mir im Büro vorbeizukommen. Am besten dann, wenn ich es am wenigsten erwarte. Er schwor mir, dass er mir dann den Kopf abhacken würde. Das wiederholte er mehrmals mit drohendem Unterton. Zusätzlich beschimpfte er mich und die deutsche Verwaltung im Allgemeinen. Eine Wiederholung des exakten Wortlauts spare ich mir hier.

 

Kurze Zeit später meldete er sich auch bei meiner Vorgesetzten telefonisch. Ihr gegenüber kündigte er ebenfalls an, im Büro zu erscheinen. Er würde dann ihr und mir in den Kopf schießen. Alternativ überlege er, sich selbst hier im Büro in den Kopf zu schießen, da alles keinen Sinn mehr machen würde.

 

Bis dato gab es keinen geregelten Ablauf für solche Drohanrufe. Wir haben dann hier ein Hausverbot durchgesetzt, was faktisch aber mangels Einlasskontrollen oder Sicherheitspersonal nicht besonders effektiv ist. Wenn der Betroffene hier erscheinen will, dann würde er unbehelligt bis zu mir ins Büro vordringen können. Zudem haben wir Strafanzeige gestellt. Er wurde wegen der Beleidigung zu ein paar hundert Euro Strafe verurteilt. Die Morddrohung wurde vor Gericht fallen gelassen, da sie nicht konkret genug gewesen sei. Seinen Führerschein ist der Betroffene übrigens ebenfalls los.

 

Seit diesem Vorfall wurde hier in der Verwaltung langsam begonnen ein Sicherheitskonzept zu erarbeiten. Wir haben Notfallknöpfe am Platz, Schrillalarme und ein Sicherheitstraining bekommen. Besonders sicher fühle ich mich dadurch allerdings nicht, denn: Die Notfallknöpfe alarmieren lediglich die Kolleginnen, die bereits neben mir oder in Nachbarbüros sitzen und nicht die Polizei. Sicherheitspersonal gibt es im ganzen Haus nicht. Der letzte Kunde, der ausfallender wurde, ignorierte die Schrillalarme völlig. Und das Sicherheitstraining müsste öfters wiederholt werden, um hieraus einen praktischen Nutzen ziehen zu können.