01.06.2017 | Meilensteine

dbb jugend nrw gewinnt European Excellence Award 2017

Wenn Beschäftigte im Sozialamt Morddrohungen bekommen und Bahnmitarbeiter blutig geschlagen werden, dann läuft etwas schief. Mit der Kampagne „Gefahrenzone Öffentlicher Dienst“ hat die dbb jugend nrw das Thema vor einem Jahr publik gemacht und gewann damit jetzt den European Excellence Award.

 

Beinahe täglich kommt es irgendwo im Öffentlichen Dienst zu einem Übergriff auf einen Beschäftigten. Straßenwärter werden an Baustellen mit Abfall beworfen, Bademeister in Bädern angepöbelt oder Lehrer in Schulen angegriffen. Um auf die verheerende Situation aufmerksam zu machen und die politisch Verantwortlichen in die Pflicht zu nehmen, aber auch um Sprachrohr für die zu Unrecht Angegriffenen zu sein, startete die Deutsche Beamtenbund-Jugend Nordrhein-Westfalen (dbb jugend nrw) im April 2016 im Netz unter www.angegriffen.info die Kampagne „Gefahrenzone Öffentlicher Dienst”. Jetzt erhielt sie dafür eine internationale Auszeichnung.

 

In Brüssel nahmen Jennifer Ferdinand, stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend nrw, und Markus Klügel, Geschäftsführer des gewerkschaftlichen Jugenddachverbandes, gemeinsam mit Vertretern der Digitalagentur giftGRÜN bei den European Excellence Awards in Public Affairs den ersten Preis in der Kategorie „Low Budget Campaign“ entgegen. Sie ist die erste Preisträgerin dieser Kategorie in der Geschichte des Preises in Public Affairs. Die dbb jugend nrw setzte sich dabei gegen 200 Mitbewerber durch.

 

„Wir sind stolz auf diese begehrte Auszeichnung und freuen uns besonders darüber, dass dank der Kampagne das Thema ‚Gewalt gegen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst‘ auch auf europäischer Ebene angekommen ist“, sagt Jennifer Ferdinand.

 

Durch verschiedene Aktionen wie Sicherheitskonferenzen, Veranstaltungen in Fußgängerzonen, Gesprächen mit Politikern auf Landes- und Bundesebene und jüngst einen offenen Brief an Bundesinnenminister Thomas de Mazière hat der Verband sein Anliegen in den letzten Monaten publik gemacht.

 

„Wir haben dadurch bereits einige Gesetzesänderungen mit auf den Weg bringen können“, sagt Ferdinand. Noch sei man jedoch nicht am Ziel. Bislang hat es zumindest partielle Verbesserungen zugunsten der Sicherheit von Beschäftigten im Öffentlichen Dienst gegeben. Doch die seien nach Ansicht Ferdinands bislang noch zu sehr auf wenige Berufsgruppen begrenzt. So hat beispielsweise die Bundesregierung am 27. April beschlossen, mit härteren Maßnahmen bei Gewalt gegen Polizeibeamte und Einsatzkräfte zu reagieren. Für die Millionen Beschäftigten anderer Bereiche wie den Bürgerbüros, Finanz- oder Sozialämtern, Schulen oder Ordnungsbehörden bringe das jedoch keine Veränderung.

 

Ungezählt sind aus Sicht der dbb jugend nrw auch die Zahl von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, die Dauerbeschimpfung und körperlichen Angriffe bei den Beschäftigten nach sich ziehen können. Statistische Erhebungen zeigen, dass die Zahl solcher Erkrankungen beispielsweise im Lehrerberuf häufiger vorkommen. Laut Daten der Krankenkasse DAK ist der Öffentliche Dienst nach den Berufen im Gesundheitswesen insgesamt vom höchsten Krankenstand betroffen. Psychische Störungen spielten dabei eine besonders wichtige Rolle.

 

„Darum wollen wir uns gezielt dafür einsetzen, diese Fakten an die Arbeitgeber und politischen Entscheider weiterzutragen und so für alle Beschäftigten im Öffentlichen Dienst wieder Arbeitsplätze zu schaffen, an denen man angstfrei für das Gemeinwohl arbeiten kann“, sagt Ferdinand.

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