Verbale Gewalt ebnet den Weg zu körperlicher Gewalt
18.04.2017 | Symposien

Sprache von heute bestimmt das Handeln von morgen

Beleidigungen auf dem Schulhof, Verbalattacken auf dem Amt und Hasskommentare im Internet – der Ton ist rauer geworden. Zu rau, findet die dbb jugend nrw. Darum soll etwas passieren. Die dbb jugend nrw weiß auch schon was.

 

Da, wo Beleidigungen zum normalen Umgangston gehören und purer Hass aus Worten klingt, da ist längst die Schwelle des guten Miteinanders überschritten. Wer grob angepflaumt wird, der blafft ungehobelt zurück. Zu einem besseren Umgang miteinander führt das nicht, ist sich die Deutsche Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw) sicher.

 

„Wir beobachten, dass die Sprache eine andere geworden ist“, sagt Jano Hillnhütter, Vorsitzender der dbb jugend nrw. Es werde beschimpft, bedroht und diskriminiert. Die breite Palette verbaler Gewalt kommt zum Einsatz und das oft ohne Not. „Das, was verbal ausgedrückt wird, gipfelt auch immer öfter in körperlicher Aggression und Gewalt. Wir sehen da einen deutlichen Zusammenhang“, sagt Hillnhütter.

 

Ganz bewusst hat sich der gewerkschaftliche Jugenddachverband darum für das Motto seines Landesjugendtages entschieden, der am 28./29. April in Bergisch Gladbach stattfinden wird. „Sprache von heute bestimmt das Handeln von morgen“, heißt es. Man sei fest davon überzeugt, dass der Umgang miteinander erst dann ein anderer werde, wenn sich auch die Sprache verändert und wieder respektvoller wird. Denn eine gewalttätige und grobe Sprache lasse auch körperlich die Hemmschwellen sinken, sagt Hillnhütter.

 

Das Ergebnis dessen erleben die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst Tag für Tag in ihren Behörden. Kunden, die sie beleidigen oder bedrohen. Schüler, die sich gegenseitig, aber auch ihre Lehrer mit Schimpfwörtern wie „Hurensohn“ oder „Wichser“ beschimpfen. Der gute Ton ist da längst überschritten und der Schritt zur Backpfeife oder schlimmeren Handgreiflichkeiten nicht mehr weit.

 

Darum wird die Landesjugendleitung der dbb jugend nrw beim Landesjugendtag einen Antrag zur Wahl stellen, in dem es darum geht, sich stark zu machen für eine gewaltfreie und wertschätzende Kommunikation. Der Umgangston im Alltag und im Internet müsse ein anderer werden, heißt es in dem Antrag. Besonders das Schreiben unter dem Deckmantel der Anonymität lade viele User zu verbaler Gewalt und respektloser Sprache ein.

 

„Heute scheint es normal zu sein, Verleumdungen einfach offen auszusprechen“, sagt Hillnhütter. Auch Menschen, die ursprünglich gemäßigter orientiert waren, ließen sich oft von aggressiver Sprache anstecken. Gravierende Folgen sehen die jungen Beschäftigten aus dem Öffentlichen Dienst darum vor allem für Kinder und Jugendliche, die in solchem Umfeld aufwachsen und das als Normalität erleben. „Die Sprache, der wir als Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind und die wir selbst verwenden, prägt uns für unser gesamtes Leben“, so steht es im Antrag der Landesjugendleitung. Aggression, Hass und Gewalt zerstörten jedoch die Gesellschaft, weil sie in Radikalisierung und Brutalität endeten.

 

Am letzten Aprilwochenende werden die Delegierten des Landesjugendtages Gelegenheit haben, über diesen Antrag abzustimmen und ein deutliches Zeichen gegen aggressive Sprache und Gewalt setzen.

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