28.08.2017 | Aktionen

#jederverdientrespekt: Mahnwache der dbb jugend nrw gegen Gewalt in Bonn

Mit der Farbe Magenta sind sie in Bonn vertraut. Die Deutsche Telekom hat hier ihren Sitz und auch das örtliche Basketball-Team spielt in Trikots mit magenta Streifen. Für die vielen magenta Luftballons, die am vergangenen Samstag in der Bonner Innenstadt zu sehen waren, gab es jedoch einen ganz anderen Grund: Die dbb jugend nrw hielt auf dem Bonner Marktplatz eine Mahnwache ab und machte mobil – gegen Gewalt und für mehr Respekt.

 

„Jeder verdient Respekt“ war das Motto der Aktion, mit der die Deutsche Beamtenbund-Jugend NRW (dbb jugend nrw) nun schon zum wiederholten Mal aufmerksam machte auf die zunehmende Aggression und Gewalt, die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst vermehrt entgegenschlägt. Bahnbedienstete, die mit Messern bedroht oder gar niedergeschlagen werden, Polizisten, die mit Axt und Beil attackiert werden, oder Mitarbeiter des Jugendamts, die nicht wissen, was sie im nächsten Augenblick erwartet. Während der Arbeit beleidigt oder angegriffen zu werden, kennen die Beschäftigten aus nahezu allen Bereichen des Öffentlichen Dienstes nur zu gut – nicht nur in Bonn, sondern im ganzen Land.

 

„Respekt scheint für viele ein Fremdwort geworden zu sein“, sagt der Landesjugendleiter der dbb jugend nrw, Moritz Pelzer, zu der beängstigenden Entwicklung. „Wir hören das aus fast allen Bereichen des Öffentlichen Dienstes, ganz gleich ob aus Schulen und Kindergärten, den Bürgerbüros, Ausländerämtern oder dem Ordnungsamt.“ Die jungen Beschäftigten haben inzwischen die Nase voll. So prangt es auch plakativ auf Taschentuchpäckchen, die sie bei ihrer Aktion in Bonn verteilt haben. „Wir arbeiten für das Gemeinwohl und werden dafür bespuckt, beschimpft oder sogar geschlagen“, sagt Pelzer. Das könne so nicht weitergehen. Darum war es dem gewerkschaftlichen Jugenddachverband ein wichtiges Anliegen, mit der Mahnwache für mehr Respekt zu werben. Schon in der Vergangenheit führte die dbb jugend nrw andernorts unter großem Bürger- und Medieninteresse ähnliche Aktionen durch. Sie sind Teil der inzwischen mehrfach national wie auch international ausgezeichneten Kampagne „Gefahrenzone Öffentlicher Dienst“ auf www.angegriffen.info.

 

Bei ihrer Öffentlichkeitsaktion in Bonn verteilten die jungen Gewerkschafter – selber in den verschiedensten Bereichen des Öffentlichen Dienstes tätig – neben Luftballons fleißig Flugblätter und suchten den Dialog zu den vorbeigehenden Passanten. Und deren Reaktionen waren fast ausnahmslos positiv. Mit „Ich finde ihre Aktion total wichtig. Kann ich sie irgendwie unterstützen?“ oder „Wo kann ich unterschreiben?“ drückten viele Bürger ihre Solidarität mit dem Anliegen der dbb jugend nrw aus. Auch der Vorsitzende der Bonner SPD, Gabriel Kunze, war erschienen, um mit den jungen Gewerkschaftern ins Gespräch zu kommen.

 

In Bonn selbst hat man die steigende Zahl an Übergriffen gegen die Beschäftigten in Ämtern und Behörden registriert und darauf in diesem Jahr mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket reagiert. Dazu zählt unter anderem eine Grundsatzerklärung gegen Gewalt am Arbeitsplatz. Mitarbeiter können zudem Angriffe oder Bedrohungssituationen über das Intranet melden. Es wurden Handlungsempfehlungen entwickelt, die sicherstellen, dass sich um die entsprechenden Mitarbeiter gekümmert wird und dem Vorfall nachgegangen wird. „Eine solche Vorgehensweise ist vorbildlich. Wir würden uns das flächendeckend für alle Arbeitsplätze im Öffentlichen Dienst wünschen“, sagt Pelzer.

 

Davon ist man jedoch leider noch weit entfernt. Immer noch stehen vielerorts Beschäftigte nach Übergriffen häufig ohne Unterstützung durch den Arbeitgeber da. Durch ihre Kampagne „Gefahrenzone Öffentlicher Dienst“ und Aktionen wie die in Bonn will die dbb jugend nrw Bewegung in die Situation bringen. In einer Sicherheitskonferenz am Samstag, 2. September wird die dbb jugend nrw das Thema in Düsseldorf in einem fachlichen Diskurs weiter diskutieren. Ende September findet ein Gespräch mit dem Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski, statt und auch ein Termin mit dem Ministerpräsidenten des Landes, Armin Laschet, ist in Planung.

 

Solange die dbb jugend nrw keine bundesweiten nennenswerten Fortschritte erkennt, wie der Schutz und die Sicherheit der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst vor Ort erhöht werden kann, wird sie weiter lautstark Stellung beziehen gegen Gewalt, denn: #jederverdientrespekt.

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