Mehr Übergriffe am Arbeitsplatz gemeldet
14.02.2019 | Bestandsaufnahme

Unfallbericht zeigt: 22 Prozent mehr gemeldete Übergriffe am Arbeitsplatz

Ein Ausraster im Beratungsgespräch, eine Handgreiflichkeit bei der Bergung eines Verletzten am Unfallort oder eine Bedrohung beim Dienst auf der Straße – die Form von Übergriffen während der Arbeit kann höchst unterschiedlich sein. Die Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zu Übergriffen am Arbeitsplatz sind alarmierend.

 

Kunden, Patienten, Besucher – mit jedem kann eine an sich normale Beratungs- oder Hilfsleistung für die Beschäftigten zur persönlichen Bedrohung werden. 10.430 Arbeitnehmer wurden im Jahr 2016 Opfer eines gewalttätigen Übergriffs, so geht es aus dem Arbeitsunfallbericht der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) hervor. Mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre hat diese Art der Gewaltanwendung um satte 22 Prozent zugenommen, so hält der Bericht fest.

 

Viele Übergriffe in Krankenhäusern, Bussen und Bahnen

 

Rund 31 Prozent der Übergriffe auf Beschäftigte ereignete sich in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Konkret kam es dort zu 3.252 meldepflichtigen Gewaltunfällen. Ein weiteres Fünftel passierte im öffentlichen Bereich, auf Straßen oder bei der Nutzung von Bussen und Bahnen. Konkret wurden hier 2.371 Angriffe durch Kunden gemeldet. Aus Bildungseinrichtungen wurden 576 Übergriffe und aus Verwaltungen 564 Fälle gemeldet.

 

Unsicherheit herrscht allerdings innerhalb der DGUV darüber, ob grundsätzlich das Risiko zugenommen habe, am Arbeitsplatz angegriffen zu werden, oder ob die Zunahme der gemeldeten Fälle auf eine höhere Sensibilität der Betroffenen zurückgeht, die möglicherweise das Meldeverhalten beeinflusst.

 

„Von unseren Mitgliedern wissen wir, dass in allen Bereichen des Öffentlichen Dienstes die Zahl der Übergriffe zugenommen hat“, sagt Moritz Pelzer, Vorsitzender der dbb jugend nrw. Er hält darüber hinaus fest, dass auch die Schwere der Vorfälle zugenommen habe. „Besonders in den publikumsnahen Bereichen erleben wir häufig, dass Bürger zum Teil schneller laut werden und vermehrt Drohungen aussprechen“, sagt Pelzer.

 

Verstauchungen, Prellungen und Hautverletzungen

 

Diese Art der Übergriffigkeit wurde jedoch in der Statistik der DGUV nicht einmal dokumentiert. Die Zahlen dort beziehen sich auf handfeste körperliche Angriffe. Wenn Kunden oder Patienten handgreiflich wurden, kam es laut der Unfallkasse in 65 Prozent zu Prellungen, Verstauchungen oder oberflächlichen Hautverletzungen. In 18 Prozent der Fälle wurde eine psychische Verletzung als schwerste Beeinträchtigung diagnostiziert.

 

„Am Arbeitsplatz zum Opfer eines körperlichen oder seelischen Übergriffs zu werden, ist absolut nicht hinnehmbar“, sagt Pelzer. Aus diesem Grund setzt sich die dbb jugend nrw gestützt durch zahlreiche Aktivitäten und ihre Kampagne „Gefahrenzone Öffentlicher Dienst“ für Maßnahmen ein, die den Schutz der Mitarbeiter in den Fokus nehmen. Dazu zähle laut Pelzer vor allem die Erarbeitung und Umsetzung von Präventionsansätzen in allen Bereichen des Öffentlichen Dienstes.

 

„Wir haben mit dem Aachener Modell umfassende Maßnahmen an der Hand. Leider ist das Aachener Modell bis heute immer noch nicht flächendeckend bekannt“, kritisiert Pelzer. Dies zeige sich nicht nur im Gespräch mit Politikern, sondern auch durch die Rückmeldung der Mitglieder des gewerkschaftlichen Dachverbandes. Aus diesem Grund wird die dbb jugend nrw auch weiterhin auf dieses Konzept hinweisen und zudem über die Kampagnenseite auf funktionierende und erprobte Modelle aufmerksam machen, die das Arbeiten für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst sicherer machen.

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