Wenn mit der Geldbox der Sprengsatz kommt
22.03.2018 | Betroffenenberichte

Wenn mit der Geldbox der Sprengsatz kommt

Die Sicherheitsvorkehrungen in der Bundesbank sind hoch. Dort beschäftigt zu sein heißt arbeiten in einem sensiblen Bereich. Dennoch kommt es auch hier zu bedrohlichen Situationen für die Beschäftigten. Welche Art von Angriffen Mitarbeiter dort erlebten und was man dagegen tut, lest ihr hier.

 

Wer als Privatperson in die Bundesbank geht, der macht das in der Regel, um Münzen in Banknoten zu tauschen. So zum Beispiel Centsammler, die dort mühsam Angespartes in Scheine tauschen. Auch Toilettenfrauen oder Obdachlose wechseln gerne dort gebührenfrei Kleingeld vom Teller in größere Währung um, erzählt uns Susanne Brock (Name von der Redaktion geändert), ein Mitglied der dbb jugend. Gefahr für die Bundesbankbeschäftigten vermutet man da nicht.

 

Reibereien im Privatkundenbereich

 

Doch Vorkommnisse aus der Vergangenheit zeigen, dass es anders ist. „Im Privatkundenbereich kann es schon mal zu Reibereien kommen“, sagt das Gewerkschaftsmitglied. Noch kein Jahr ist es her, als der Besuch eines Privatkunden einen der Mitarbeiter fast das Leben gekostet hätte. Auch das Panzerglas, hinter dem er arbeitet, hätte ihn nicht schützen können, denn man schob die Gefahr durch die Durchreiche zu ihm herüber.

 

Die Situation – eigentlich alltäglich: Ein Kunde will Münzgeld tauschen. Durch eine Schleuse schiebt er die vielen Einzelmünzen auf die andere Seite. „Größere Mengen Münzgeld werden nicht von Hand gezählt“, sagt Brock. Sie laufen durch ein Zählgerät. Beinahe unsichtbar verbergen sich zwischen den Münzen jedoch mehrere Kleinkaliberhülsen. Ein ungünstiger Auftreffwinkel beim Hineinschütten in das Gerät hätte leicht dazu führen können, dass eine der Hülsen explodiert wäre. Nur dem Zufall ist es zu verdanken, dass die gefährliche Umtauschaktion nicht zur Tragödie wurde. Der Mitarbeiter fand die Geschosshüllen rechtzeitig.

 

Warum Geld nur in Spezialboxen entgegen genommen wird

 

„Bis vor rund drei Jahren konnte man am Schalter noch selbst mitgebrachte Behältnisse an die Bundesbankmitarbeiter durchgeben“, sagt die Gewerkschafterin. Das ist heute nicht mehr so. Eine Sicherheitsregel sieht vor, dass Kunden ihre mitgebrachten Aufbewahrungsbeutel und Boxen in offene Plastikbehälter umfüllen. Erst nach dem Umfüllen werden sie durch die Schleuse auf die andere Seite zum Bankbediensteten gereicht. Ausschlaggebend für diese neue Sicherheitsregel war ebenfalls ein gefährlicher Vorfall, bei dem in einer selbst mitgebrachten Geldbox ein Sprengsatz durchgereicht wurde.

 

„Auch der wurde rechtzeitig entdeckt und durch die Polizei sichergestellt und auch untersucht“, erinnert sich Brock. Doch auch die neue Regel bannt die Gefahr noch nicht ganz. Es wird vermutet, dass es sich bei derartigen Übergriffen oft nicht um normale Kunden, sondern um Mitglieder verschiedener Vereinigungen handelt, die sich gegen das demokratische Rechtsgefüge richten. Mitglieder der Blockupy-Bewegung beispielsweise oder Reichsbürger.

 

Das passiert nach Zwischenfällen

 

Kommt es zu solch sicherheitsrelevanten Vorfällen, werden diese unmittelbar an den Zentralbereich Controlling gemeldet und laut Brock auch der Hauptpersonalrat informiert. Im Hintergrund stehen dort Sicherheitsexperten zur Verfügung, die vormals bei der Bundeswehr gearbeitet haben, ehemalige Polizisten oder anderweitige Sicherheitsleute. „Diese arbeiten Sicherheitskonzepte aus, die stets angepasst werden“, sagt Brock. Man nimmt die Sicherheit aller Mitarbeiter besonders ernst.

 

Falsche Journalisten akkreditiert

 

Eingeschaltet wurde dieser Bereich auch in einem Fall, der sich erst kürzlich ereignete. In einem Frankfurter Hotel fand ein Bargeldsymposium statt. Zu diesem hatten sich auch zahlreiche Pressevertreter akkreditiert. Zwei der angemeldeten Journalisten jedoch ließen sich keinem Pressemedium zuordnen. Die zuständige Abteilung wandte sich an das Controlling und dieses wiederum an die Bundespolizei. Nach einer Überprüfung der Personen war schnell klar, dass es sich um Mitglieder gefährlicher Gruppierungen handelte. „Solche Gefährdungslagen kommen vor, aber wir sind darauf vorbereitet“, sagt Brock.

 

Die Situation ging glimpflich aus – keiner der beiden falschen Journalisten tauchte auf. Wäre es der Fall gewesen, war man vorbereitet. Die Polizei wäre unmittelbar eingeschritten. „Das zeigt: Auch, wenn sich Gefährdungen nicht grundsätzlich eliminieren lassen, kann der Arbeitgeber jedoch durch einen offenen und unmittelbaren Umgang mit der Situation einiges dafür tun, die Lage zu entschärfen“, sagt Moritz Pelzer, Landesjugendleiter der dbb jugend nrw. Über die Kampagne „Gefahrenzone Öffentlicher Dienst“ setzt sich die dbb jugend nrw in allen Bereichen des Öffentlichen Dienstes dafür ein.

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