21.07.2015 | Aktionen

dbb jugend nrw geht mit plakativer Aktion an die Öffentlichkeit

Politessen, die auf der Straße mit Benzin übergossen werden, nur weil sie Autofahrer bitten, ihren Wagen umzuparken, Ordnungsamtsmitarbeiter, die mit Spritzen attackiert werden oder einen Faustschlag mitten ins Gesicht bekommen – das ist der Alltag der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst.

 

Die Zahl der Übergriffe auf Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes nimmt zu. Aus allen Bereichen wissen junge Mitarbeiter Furchtbares zu berichten. „Als gewerkschaftlicher Dachverband können wir solche Zustände nicht weiter hinnehmen“, sagt der Landesjugendleiter der dbb jugend nrw, Jano Hillnhütter. Aus diesem Grund werden Mitglieder der dbb jugend nrw am Samstag, 1. August auf dem Burgplatz in Düsseldorf plakativ mit ihrem Anliegen in die Öffentlichkeit gehen.

 

Mitten in Düsseldorfs Altstadt werden Schreibtische aufgebaut sein, die mit Flatterband und Bauzäunen abgeriegelt sind. An den Tischen werden Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes in Uniform sitzen, die zuvor professionell Verletzungen und Wunden geschminkt bekommen. An den Bauzäunen hängen Plakate mit der Aufschrift „Öffentlicher Dienst der Zukunft“. Damit will der Verband darauf aufmerksam machen, dass das Maß überschritten ist und Bürgernähe und offene Türen in den Behörden zunehmend zur Gefährdung der Beschäftigten führen. „Wenn sich an dieser Situation nicht bald etwas ändert, wird keine andere Möglichkeit bleiben, als Anlaufstellen für Bürger in Hochsicherheitstrakte zu verwandeln“, sagt Jano Hillnhütter.

 

Die jungen Mitarbeiter wollen exemplarisch in Düsseldorf mit den Bürgern ins Gespräch kommen und diese dort für ihr Anliegen sensibilisieren. Dazu verteilen versehrt geschminkte Polizisten, Politessen, Lokführer und Krankenpfleger Faktenzettel an die Passanten, die eine Übersicht der letzten Übergriffe auf Behördenmitarbeiter auflisten, die auch durch die Medien wahrgenommen wurden.

 

Zuerst waren es die Polizisten, die die steigende Zahl an Übergriffen beklagten. Zusammengeschlagene Kollegen, die nach einem Angriff im besten Fall ins Krankenhaus müssen und im schlimmsten Fall berufsunfähig sind, sind schon länger keine Ausnahme mehr. Rettungskräfte, die in Not Geratenen zur Seite eilen, sehen sich in Anbetracht zunehmender Aggressivität gezwungen, mit stichsicheren Westen zunächst einmal ihr eigenes Leben zu schützen. Zugbegleiter werden angegangen, am Kölner Hauptbahnhof hetzte im vergangenen Jahr zum Beispiel ein Mann einen Schäferhund auf eine Bahnbedienstete. Krankenpflegern werden Fäkalien hinterhergeworfen und Mitarbeitern städtischer Ämter wird vor der eigenen Haustür aufgelauert.

 

„Dennoch wird von Dienstherren und der Politik die Kundenzufriedenheit an oberste Stelle gehängt – das Wohl der Mitarbeiter scheint nachrangig zu sein“, sagt Sabrina Deiter, stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend nrw, Vorsitzende der AG Sicherheit und selbst Polizistin, die für den gewerkschaftlichen Jugenddachverband nun ein Forderungspapier entworfen hat, das in Kürze auch an die Politik weitergegeben werden wird.

 

Ein weiteres Problem plagt die jungen Beschäftigten: „Es gibt niemanden, der zentral Zahlen erhebt oder bündelt“, moniert Jano Hillnhütter. Doch einzelne Studien, die die Fachgewerkschaften zum Teil angestellt haben, sprechen eine klare Sprache.

 

Die Zahl der Angriffe gegen Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes geht immer weiter nach oben. 91 Prozent der Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG sind bereits in heikle Situationen geraten, offenbart eine Umfrage; 60 Prozent der Beschäftigten in den ARGEn fühlen sich nach einer Erhebung der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen am Arbeitsplatz bedroht und auch die Polizei ist selber aktiv geworden, um das Problem der Übergriffe auf Kollegen fassbarer zu machen. „Im Öffentlichen Dienst zu arbeiten ist definitiv gefährlich“, fasst Jano Hillnhütter die Situation zusammen.

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