22.04.2016 | Meilensteine

dbb jugend nrw launcht große Internet-Kampagne gegen Gewalt im Öffentlichen Dienst

Beschimpft, bedroht und geschlagen – was Beschäftigte im Öffentlichen Dienst tagtäglich über sich ergehen lassen müssen, nur weil sie ihren Job machen, ist schockierend. Aus diesem Grund hat die dbb jugend nrw eine große Internet-Kampagne gestartet, die auf die zunehmende Gewalt gegen Kolleginnen und Kollegen aufmerksam machen soll.

 

Nicht nur in Ämtern und Behörden steigt die Zahl gewalttätiger Übergriffe. Auch in Klassenzimmern und Krankenhäusern, in Bussen und Bahnen und gegenüber Politessen, Ordnungskräften und Polizisten auf der Straße ist der Ton rauer geworden. Sogar Feuerwehrmänner und Rettungsdienstsanitäter werden immer häufiger angegriffen.

 

Attacken auf Beschäftigte im Öffentlichen Dienst nehmen zu

 

Meist bleibt es bei Beleidigungen, Bedrohungen und Rangeleien. Die sind schon schlimm genug – vor allem, wenn man sie täglich erleben muss. Doch auch das andere Extrem kommt vor: 2012 stirbt eine Mitarbeiterin im Jobcenter Neuss bei einer tödlichen Messerattacke, 2014 wird ein Mitarbeiter des Finanzamts Rendsburg erschossen, 2015 wird ein Polizist in Herborn erstochen und Anfang 2016 wird einem Gerichtsvollzieher in Gelnhausen bei einem Hausbesuch in den Kopf geschossen.

 

Doch nicht nur die steigende Anzahl von Übergriffen ist ein Problem. Häufig fühlen sich die Betroffenen auch von ihrem Arbeitgeber bzw. Dienstherrn und der Politik allein gelassen. Die kann zwar wenig Einfluss nehmen auf eine zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft. Sie kann aber sehr wohl Regelungen und Maßnahmen beschließen, mit denen man den Schutz und die Sicherheit der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst signifikant erhöhen kann. Um die Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen, hat die dbb jugend nrw eine große Öffentlichkeitsoffensive gestartet.

 

dbb jugend nrw macht mit Video auf Gewalt im Amt aufmerksam

 

Den Auftakt zur Kampagne macht ein Video , das seit einigen Tagen in den sozialen Netzwerken kursiert und innerhalb weniger Tage über 3.000 Mal angeklickt wurde. Es zeigt eindrücklich, welche Ausmaße und welche Brutalität Gewalt gegen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst annehmen kann. Auch wenn im Video Schauspieler die Rolle der Beteiligten über­nehmen: Die dargestellte Gefährdungssituation ist echt und bringt wirklichkeitsgetreu auf den Punkt, was in vielen Ämtern und Behörden regelmäßig an der Tagesordnung ist. Eine der ersten Reaktionen auf das Video kam von einer jungen Kollegin aus einem Jobcenter in Ostwestfalen, die der dbb jugend nrw zu Protokoll gab: „Bis auf das Ende zeigt dieses Video exakt meinen Alltag im Jobcenter.“

 

Herzstück der Öffentlichkeitsoffensive der dbb jugend nrw gegen Gewalt im Öffentlichen Dienst ist eine Kampagnen-Website, auf die am Ende des Videos hingewiesen wird. Auf http://www.angegriffen.info können sich Nutzer über Übergriffe auf Beschäftigte im Öffentlichen Dienst informieren. Auf einem Zeitstrahl sind chronologisch sortiert alle Gewalttaten aufgeführt, bei denen öffentlich Bedienstete angegriffen, verletzt oder getötet wurden. Bislang speisen sich diese Informationen nur über Meldungen, die über die Presse verbreitet wurden. Doch seit dem Launch der Seite kann diese Auflistung interaktiv erweitert und vervollständigt werden. Jede Kollegin und jeder Kollege kann über ein Kontaktformular von einem Vorfall berichten, von dem er Kenntnis hat. Da in vielen Bereichen offizielle Zahlen nicht erhoben oder nicht bekannt gegeben werden, kann diese Auflistung dabei helfen, sich einen Überblick über das wahre Ausmaß der Übergriffe zu verschaffen. Ein Ratgeber auf der Website gibt außerdem Betroffenen Tipps und Anleitung dazu, was sie nach einem Übergriff unbedingt tun sollten oder wie sie präventiv tätig werden können.

 

Jetzt bist du gefragt!

 

Genau wie Gewalt an der Grenze zu einem anderen Bundesland oder vor einem bestimmten Alter nicht Halt macht, kann sich deutschlandweit jeder an der Datensammlung der dbb jugend nrw beteiligen: ob alt, ob jung, ob aus NRW oder einem anderen Bundesland – und auch unabhängig von Gewerkschaftszugehörigkeit. Ziel der dbb jugend nrw ist es, möglichst viele persönliche Fälle zu dokumentieren, um den politisch Verantwortlichen sowie der Öffentlichkeit zu zeigen, in welcher Häufigkeit es zu Übergriffen kommt, von denen oft nichts in den Medien zu lesen ist.

 

Aus einer jüngst vorangegangenen Sicherheitskonferenz weiß die dbb jugend nrw, dass beinahe jeder der rund 30 jungen Konferenzteilnehmer aus eigener Erfahrung von Übergriffen der höchsten Gefährdungsstufen berichten konnte. Dazu zählen Vorfälle mit körperlicher Gewalt, Handgreiflichkeiten, Sachbeschädigung oder sogar der Einsatz von Waffen, Geiselnahme oder Amokläufe.

 

Je mehr sich beteiligen und Licht in die Dunkelziffer bringen, desto klarer wird die Problemlage – und desto größer wird der Druck auf die Verantwortlichen, endlich tätig zu werden. Die dbb jugend nrw findet: Wenn Leib und Leben der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst in Gefahr sind, müssen die Verantwortlichen in die (Fürsorge-)Pflicht genommen werden!

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