01.04.2016 | Symposien

Expertengespräch für mehr Sicherheit im Öffentlichen Dienst

Fünf dunkel gekleidete und vermummte Personen werfen am gestrigen Donnerstag in den frühen Morgenstunden Steine und mit weißer Farbe gefüllte Flaschen gegen die Fassade des Jobcenters in Wuppertal-Oberbarmen. Sie beschädigen dabei mehrere Fensterscheiben, die Fassade und Teile der Einrichtung. Die Mitarbeiter des Jobcenters haben diesmal Glück: Menschen kommen bei der Attacke nicht zu Schaden.

 

Doch leider sind auch Angriffe auf Beschäftigte heutzutage keine Seltenheit mehr. Nicht nur die Kollegen in den Jobcentern sind davon betroffen – auch Zugbegleiter, Lokführer, Politessen, Sanitäter und Beschäftigte in vielen anderen Bereichen des Öffentlichen Dienstes werden immer häufiger beschimpft, bespuckt und angegriffen. In ihrer 2. Sicherheitskonferenz am morgigen Samstag, zu der die dbb jugend nrw junge Beschäftigte aller Bereiche des Öffentlichen Dienstes nach Düsseldorf eingeladen hat, wird es nun darum gehen, die aktuellen Gefahrenlagen darzustellen sowie konkrete Hilfen für den Fall von Übergriffen mit nach Hause zu nehmen.

 

Nötig ist das aus Sicht der dbb jugend nrw, weil der Schreibtisch – eigentlich ein ganz normaler Arbeitsplatz – immer häufiger zum Rettungsschild wird, hinter dem sich Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes in Sicherheit bringen müssen. Viele Mitarbeiter in Ämtern und Behörden berichten davon, dass beinahe kein Tag vergeht, ohne dass Kollegen oder sie selbst Alarm auslösen müssen. Vorbereitet wurden die meisten von ihnen auf diese Situation nicht. Denn üblicherweise wird lediglich die kommunikative Deeskalation in der Ausbildung angeschnitten. Weiterführende Schulungen und Trainings sind ebenso wie funktionierende Schutzmechanismen eher die Ausnahme. Problematisch ist zudem, dass neben den Beschäftigten auch ahnungslos in Amtsfluren wartende Bürger Mitbetroffene von Konflikten werden.

 

In Anbetracht zunehmender Übergriffe und Hemmungslosigkeit wünschen sich Betroffene einen besseren Schutz am Arbeitsplatz und mehr Unterstützung durch den Arbeitgeber nach solchen Zwischenfällen. „Nach der Messerattacke auf einen Zugbegleiter in der Bahn von Aachen nach Heerlen Anfang Februar berichteten viele junge Bahnbegleiter und Lokführer aus unseren Reihen von ähnlichen Situationen“, sagt der Vorsitzende der dbb jugend nrw, Jano Hillnhütter. Manche Strecken sind geradezu unter den Kollegen gefürchtet: „Besonders in den Nachtstunden steigt die Zahl der Gewaltangriffe auf manchen Strecken“.

 

Oft entstehen Gefahrensituationen ohne vorherigen Anlass oder Anzeichen. Dadurch sehen sich die Betroffenen erst recht unvorhergesehen und vollkommen schutzlos in bedrohlichen und Angst einflößenden Situationen. Welche Möglichkeiten hat man, sich dann noch zu schützen? Wie kann es gelingen, eine kritische Situation zu deeskalieren? Wann sollte man Hilfe rufen? Welche Schutzmaßnahmen gibt es grundsätzlich?

 

Antworten auf diese Fragen bekommen die jungen Mitarbeiter bei einem Workshop, für den die dbb jugend nrw die leitende Fachkraft für Arbeitsschutz der Stadt Aachen und renommierte Co-Autorin des sogenannten „Aachener Modells“, Katrin Päßler, gewinnen konnte. Gemeinsam mit Polizeihauptkommissar Ulrich Trommer wird sie ab 10.30 Uhr konkrete Möglichkeiten erläutern, wie Angriffe abgewehrt bzw. verhindert werden können. Daneben geht es auch um Präventionsmaßnahmen, die Betroffene in Sachen Gewalt in ihrer Behörde vor Ort anschieben können.

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