5. Sicherheitskonferenz der dbb jugend nrw
04.06.2019 | Symposien

Sicherheitskonferenz zeigt aktuelle Sicherheitslage in Behörden

Es hat sich etwas getan: Viele Behörden in Nordrhein-Westfalen rüsten auf in Sachen Sicherheit – zum Schutz ihrer Beschäftigten. Einen Einblick in den Ist-Zustand gab die Sicherheitskonferenz der dbb jugend nrw. Trotz vieler Verbesserungen ist die Lage in manchen Behörden immer noch brenzlig.

 

Einen Weg zur Flucht zu haben – das ist im Ernstfall oft die einzige Rettung. Was zum Start der Kampagne „Gefahrenzone Öffentlicher Dienst“ noch eher die Ausnahme war, ist inzwischen vielerorts im Bewusstsein der Entscheider in Ämtern und Behörden angekommen. „Es gibt eine breite Öffentlichkeit für diese Themen. Dennoch gibt es noch genug zu tun“, sagt Marcel Huckel, stellvertretender Vorsitzender der dbb jugend nrw.

 

Was konkret, zeigte sich bei der jüngsten Sicherheitskonferenz der dbb jugend nrw, durch die Huckel führte. Sie fand zum fünften Mal statt und gab den jungen Mitgliedern der dbb jugend nrw nicht nur einen konkreten inhaltlichen Input, sondern war auch Sammelort für alle Probleme, die es rund um die Sicherheit der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst noch gibt.

 

Anfeindungen dürfen nicht zur Normalität werden

 

„Erst wenn ich neue Kollegen bekomme, merke ich, wie abgestumpft ich in manchen Dingen bin“, gibt eine junge Mitarbeiterin aus einer Ausländerbehörde in NRW zu bedenken. Immer wieder fällt in den Gesprächen mit den Beschäftigten verschiedener Bereiche im Öffentlichen Dienst auf, wie sehr sie die Situation von Anfeindung und Gewalt am Arbeitsplatz inzwischen als normal erachten. „Das darf so nicht sein“, stellt Marcel Huckel klar heraus. Aus diesem Grund ist einer der Kernpunkte der Arbeit der dbb jugend nrw, Politikern und Personalverantwortlichen klar zu machen, wie sich die realen Arbeitsbedingungen für junge Beschäftigte darstellen. Angriffe mit Säure auf Gerichtsvollzieher, Schläge ins Gesicht und auf den Rücken eines Mitarbeiters in der Arbeitsvermittlung oder Morddrohungen an den Wänden zählen dazu. Beschimpfungen bei der Arbeit als Hurensohn wirken dagegen schon beinahe harmlos.

 

Was die jungen Beschäftigten zudem umtreibt: die Sorge, wegen beruflicher Entscheidungen privat bedroht zu werden. Bei der Sicherheitskonferenz berichtet die Mehrzahl der Mitglieder, dass sie gegenüber den Bürgern mit Klarnamen auftreten müssen. Auch ein Sperrvermerk im Meldeamtsregister wird vielen verwehrt. So ist es ein Leichtes, sie zu identifizieren.

 

Auskunftssperre zum Schutz ist nötig

 

„Wir haben das Thema auf jeden Fall im Bewusstsein“, sagt Huckel am Rande der Sicherheitskonferenz. Die Position der dbb jugend nrw dazu sei klar: Der gewerkschaftliche Jugenddachverband setzt sich dafür ein, dass jeder Beschäftigte, der es möchte, die Möglichkeit hat, eine Auskunftssperre für sich einrichten zu lassen. „Es kann nicht sein, dass sich Mitarbeiter im Außendienst überlegen müssen, wo sie ihr Auto parken, weil man vom Nummernschild auf ihre Initialen und ihren Namen schließen könnte“, sagt Huckel.

 

Neben zahlreichen kritischen Punkten bringen die Mitglieder der dbb jugend nrw auch positive Auswirkungen der langjährigen Kampagne und der Initiativen vieler Personalräte sowie einzelner Fachgewerkschaften vor Ort zur Sprache: Selbstverteidigungskurse werden zunehmend angeboten, Deeskalationsschulungen gehören zum festen Schulungsangebot vieler Behörden und neue Sicherheitssysteme werden angeschafft. Dazu zählen beispielsweise Notfallkarten, die die Beschäftigten im Außendienst zum eigenen Schutz am Körper tragen.

 

Neue Sicherheitssysteme im Einsatz

 

„Wird die Karte gezogen, wird automatisch per GPS der Standort des Mitarbeiters mitgeteilt“, erzählt eine junge Beschäftigte. Zudem könne dann mitgehört werden, was gesprochen wird. Das stellt sicher, dass Beschäftigte, die Hilfe benötigen, diese möglichst schnell bekommen können und dass die Hilfskräfte auf die Situation vorbereitet sind, wenn sie am Ort des Geschehens eintreffen.

 

Was sich bei der Konferenz jedoch auch zeigt: Es ist eine Gratwanderung, einerseits die Beschäftigten zu schützen und verstärkt Schutzmaßnahmen zu ergreifen und andererseits trotzdem ein angenehmes Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter und ein offenes Umfeld für die Bürger zu bieten. „Sicherheitspersonal an den Eingängen und Sicherheitsscheiben im Bürgerbereich – es stellt sich die Frage, ob das eine schöne Atmosphäre ist“, sagt eines der jungen Mitglieder.

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